Am Luigi-Einaudi-Institut in Sénorbì wird das Thema Recht und Ordnung im Schulalltag neu interpretiert. Diesmal unterrichten nicht die Lehrer, sondern die Schüler der fünften Jahrgangsstufe, die zu echten Multiplikatoren geworden sind – zu Ausbildern unter ihren Mitschülern –, um ihren jüngeren Klassenkameraden mit konkreten und legalen Mitteln zu erklären, wie man Mobbing und Cybermobbing erkennt, verhindert und dagegen vorgeht.

Ein einzigartiges Projekt auf Sardinien und selbst im ganzen Land eine Seltenheit, entstanden aus einer Idee von Eva Simola, Präsidentin des Vereins Legalità Sardegna: die traditionelle „Rechtsbildung“ in einen praktischen Kurs umzuwandeln, der aus Verfahren und Rechtsbewusstsein besteht.

Eine Idee, die Einaudis Direktorin Paola Nieddu sofort aufgriff, da sie davon überzeugt war, dass Schulen den Schülern nicht nur Wissen, sondern auch praktische Werkzeuge für den Umgang mit dem Leben und dem Internet vermitteln sollten.

„Wir arbeiten schon seit Jahren mit dem Verein Legalità Sardegna zusammen und sind sehr stolz auf dieses neue Projekt“, sagt Schulleiter Nieddu. „Es handelt sich um ein Pilotprojekt mit Schülern der 11. Klasse, die ihren Mitschülern der 12. Klasse Mobbing und Cybermobbing sowie Präventionsmaßnahmen näherbringen. Ziel ist es, eine direkte und natürliche Beziehung aufzubauen: Jüngere Schüler vertrauen sich oft eher älteren als Erwachsenen an. Unsere Schüler haben diese Verantwortung mit Begeisterung angenommen, weil sie endlich als aktive Mitglieder der Schulgemeinschaft wahrgenommen werden. Das erfüllt sie mit Stolz, bietet ihnen aber auch die Möglichkeit, die Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen, klar zu erkennen: wo der Spaß aufhört und die Verletzung beginnt.“

Das Programm, das Teil des gemäß Gesetz 92/2019 vorgeschriebenen Programms zur staatsbürgerlichen Bildung ist, ist als vollwertiges Berufsausbildungsprogramm konzipiert. Studierende im fünften Studienjahr der Wirtschaftsinformatik und der Agrarwissenschaften nehmen an acht Stunden Intensivunterricht mit pensionierten Carabinieri-Experten teil, der vom Verein Legalità Sardegna angeboten wird.

Anders als bei traditionellen Peer-Education-Programmen liegt der Fokus nicht nur auf der Psychologie, sondern auch auf dem Recht: Die strafrechtlichen und zivilrechtlichen Folgen von Mobbing werden erläutert und konkrete Verfahren zur Meldung oder Bekämpfung dieser werden bereitgestellt.

Nach der Ausbildungsphase werden die jungen „Rechtsausbilder“ acht praktische Treffen mit den ersten und zweiten Klassen der Schulen Einaudi und Agrario abhalten, unterstützt von einem Tutor des Vereins und Lehrern des Anti-Mobbing-Teams.

In jedem Treffen werden praktische Beispiele, Simulationen und Hinweise zu offiziellen Melde- und Schutzmechanismen angeboten. Eine erfahrene Aufsichtsperson überwacht die Aktivitäten fortlaufend, um sicherzustellen, dass jeder Schritt rechtlich und pädagogisch einwandfrei ist.

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