Cagliari, Annas Aussage, Opfer von Gewalt durch ihren Ex-Mann
Schweigend zählte er die Sekunden, während er sich die Klinge eines Messers an die Kehle hielt.Per restare aggiornato entra nel nostro canale Whatsapp
„Ich dachte, ich würde es nicht lebend schaffen.“ Das ist kein zufälliger Satz. Und auch keine Metapher. Es ist die präzise Momentaufnahme eines Augenblicks: als Anna (Name geändert) mit einem Messer an der Kehle schweigend die Sekunden zählte. Ein anderes Mal war es ein Stromkabel, das um ihren Hals gewickelt war. Dann lag ein Hammer auf dem Tisch, als würde es genügen, ihn dort zu behalten, um sie daran zu erinnern, wer das Sagen hatte.
Ihre Geschichte mit dem Mann, von dem sie dachte, er wäre die Liebe ihres Lebens, begann wie so viele andere: mit maßvoller Freundlichkeit, penibel dosierter Aufmerksamkeit, jener Rücksichtnahme, die Ihre Abwehrhaltung aufgibt.
„Anfangs wirkte er wie der Mann, den jeder an seiner Seite haben möchte“, sagt sie. „Höflich, rücksichtsvoll, hilfsbereit. Der perfekte Mensch.“ Doch das war nur der erste Akt. Der zweite folgte leise. Auf der Straße geflüsterte Beleidigungen, dann zu Hause geschrien. Spucken. Schläge. Worte als Waffen.
Tag für Tag schrumpfte Annas Freiheit, wie ein Kleid, das nicht mehr passt: zu eng, zu erstickend.
Ich war immer unabhängig. Eines Tages wurde mir klar, dass ich nicht einmal mehr entscheiden konnte, wann ich das Haus verließ. Ich konnte meine Freunde nicht sehen, ich konnte meine Eltern nicht anrufen. Er kontrollierte alles.
Doch dann begann auch ihr Körper zu offenbaren, was sie noch nicht sagen konnte. Zwei Besuche in der Notaufnahme im Mai 2024: fünf Behandlungstage beim ersten, sieben beim zweiten. Doch das sind nur die Mindestwerte. Die wahren, tieferen Anzeichen lagen woanders: in ihrer Stimme, die zu zittern begann, in ihrer ständigen Angst vor dem Einschlafen, aber auch vor dem Aufwachen, und in diesem alltäglichen Schmerz.
Was sie gerettet habe, sagt sie, sei eine Kombination aus Mut und Wachsamkeit gewesen. Ein Anwalt, der den Fall nicht nur verfolgte, sondern ihr zuhörte. Und dann ihre Mutter, die alles verstand, von einem blauen Fleck an. Aber auch die Polizei, die nie wegschaute. „Wenn ich heute noch lebe, verdanke ich es auch ihnen“, wiederholt sie. Jetzt versucht Anna, alles wieder zusammenzusetzen, was zerstört wurde.
Ich habe meinen Job verloren, ich habe das Selbstvertrauen verloren, ich habe Zeit verloren. Aber jetzt habe ich etwas, was ich nicht mehr hatte: die Möglichkeit zu wählen. Ich studiere, ich suche einen neuen Job. Vor allem fühle ich mich wieder lebendig.“
Sie erzählt ihre Geschichte, weil sie möchte, dass „meine Erfahrung jemandem hilft, der sich in derselben Situation befindet wie ich heute. Der sich allein und orientierungslos fühlt und keinen Ausweg sieht. Gewalt ist nicht immer laut. Manchmal ist sie still, getarnt als Alltag. Aber wenn Sie spüren, dass Ihre Würde schwindet, hören Sie auf. Bitten Sie um Hilfe. Warten Sie nicht, bis es zu spät ist. Wir wurden nicht geboren, um toleriert, sondern um respektiert zu werden.“
Im Schnellverfahren wurde ihr ehemaliger Lebensgefährte zu drei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt. Das Strafmaß wurde aufgrund des Prozesses gegen den Angeklagten reduziert, die zweijährige Bewährungsstrafe, das Kontaktverbot und das fünfjährige Amtsverbot blieben jedoch bestehen. Das Urteil sah außerdem die Zahlung einer sofort vollstreckbaren vorläufigen Geldstrafe in Höhe von 5.000 Euro als Vorschuss auf die höheren Beträge vor, die später im Zivilverfahren festgesetzt werden.