Im Verfahren um die Flucht von Marco Raduano, dem Mafiaboss aus Foggia, der am 24. Februar 2023 aus dem Gefängnis Badu 'e Carros ausbrach und nun als Zeuge aussagt, gibt es ein neues Kapitel. Heute Morgen entschieden sich vor dem Gericht in Cagliari alle Angeklagten für die Teilnahme am Schnellverfahren und verzichteten damit auf die ursprünglich vorgesehene Zeugenliste. Der Prozess wurde auf den 23. September vertagt, an dem die mündliche Verhandlung der Staatsanwaltschaft stattfinden soll.

Insbesondere Giovanni Furfaro und Salvatore Deledda – letzterer ein Gefängniswärter in Siniscola – hatten durch ihre jeweiligen Verteidiger (Rechtsanwalt Sergio Milia für Furfaro und die Rechtsanwälte Roberto Deledda, Stefano Stochino und Erika Dessì für Deledda) zunächst ein Schnellverfahren unter der Bedingung der Anhörung bestimmter Zeugen beantragt. Heute haben sie jedoch formell auf ihr Recht auf diese Zeugenaussagen verzichtet und sich für das Schnellverfahren entschieden, das ein Verfahren auf der Grundlage der verfügbaren Beweise vorsieht.

Nur zwei Angeklagte im Prozess

Im regulären Verfahren sind nur noch zwei Angeklagte übrig: Antonio Mangia und Pietro Tolu, Bauern aus Orune, vertreten durch Rechtsanwalt Giancarmelo Serra. Ihr Prozess begann am 9. Juli in Nuoro und markierte damit den Beginn der Anhörung vor dem Richtergremium. Dort vollzog sich ein symbolischer und bedeutender Wandel: Marco Raduano wurde vom Hauptflüchtling zum Hauptzeugen der Anklage. Als Kooperationszeuge wird er gemeinsam mit seinem Komplizen Gianluigi Troiano aussagen und vor Gericht das Komplizennetzwerk rekonstruieren, das ihm mutmaßlich seine Flucht und seine Zeit auf der Flucht ermöglicht hat.

Die Vorwürfe und der Kontext

Die Anklagepunkte umfassen in unterschiedlichem Ausmaß Beihilfe, Anstiftung zur Strafflucht, illegalen Waffenbesitz und schwere Mafia-Vergehen. Neben Mangia und Tolu sind unter den Beschuldigten Massimiliano Demontis (47, aus Sant'Antonio di Gallura), Elio, Mauro und Antonio Gusino (Bauern aus Padru), Pietro Antonio Tolu (51) und Martino Contu (54, aus Bitti) zu finden. Die Verteidigung übernimmt ein großes Anwaltsteam: Francesco Marongiu, Erika Dessì, Stefano Stochino, Giancarmelo Serra, Giuseppe Talanas, Potito Flagella, Agostinangelo Marras, Sergio Milia und Giampaolo Murrighile.

Die Anklage wird von den Staatsanwälten Danilo Tronci und Emanuele Secci vertreten.

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