DNA eröffnet Fall Garlasco erneut: Wer hat Chiara Poggi getötet?
Die Ermittlungen liegen nun in den Händen der Ermittlungsrichterin Daniela Garlaschelli, die den Vorermittlungen vorsteht.Per restare aggiornato entra nel nostro canale Whatsapp
Achtzehn Jahre nach der Ermordung von Chiara Poggi, die sich am 13. August 2007 in Garlasco ereignete, ist der Fall mit aller Macht wieder ins Rampenlicht gerückt: Es wurden neue Ermittlungen eingeleitet, die die Grundlagen einer endgültigen Verurteilung erschüttern und das Interesse der Medien und der öffentlichen Meinung erneut entfachen.
Am 11. März eröffnete die Staatsanwaltschaft Pavia ein Ermittlungsverfahren gegen Andrea Sempio, einen ehemaligen Freund von Chiaras Bruder Marco, wegen Mordverschwörung. Diese Entscheidung leitete eine Untersuchung ein, die den gesamten Fall neu zu definieren scheint.
Im Mittelpunkt der neuen Analysen: Ein bisher nicht verwandtes männliches DNA-Profil, das im Mundabstrich von Chiara gefunden wurde.
Bei dieser kürzlich wiederhergestellten Spur, die in „Unbekannt 3“ umbenannt wurde, scheint eine neuere Kontamination ausgeschlossen worden zu sein. Sie wird nun mit den Profilen von Verdächtigen verglichen, die möglicherweise dem Vorfall nahestanden.
Die Ermittlungen konzentrieren sich auch auf weitere Elemente, die bisher nicht untersucht wurden. Der berühmte Fingerabdruck „33“, der an den Kellerwänden gefunden wurde, wurde mit neuen Technologien neu analysiert und gilt nun als von Sempio, da 15 weitere Fingerabdrücke übereinstimmen.
Ein weiteres Detail: der Waschbeckenspiegel, auf dem vier schwarze Haare und Spuren gefunden wurden, die mit der Hypothese übereinstimmen, dass der Mörder sich vor seiner Flucht aus dem Haus im Spiegel betrachtete.
Die Anwälte der Familie Poggi unter der Führung von Gian Luigi Tizzoni wehren sich entschieden gegen die neuen Ermittlungen und bezeichnen die Eröffnung dieses Verfahrens als den siebten Versuch, Alberto Stasis rechtskräftiges Urteil aufzuheben. Gleichzeitig beteiligt sich die Familie jedoch als Geschädigte an dem neuen Verfahren und möchte an der noch zu prüfenden DNA-, Fingerabdruck- und anderen Beweisanalyse teilnehmen.
Eine erneute Betrachtung der ursprünglichen Beweismittel wirft offenbar zahlreiche kritische Fragen auf. Der Stasi-Computer, der damals ohne forensische Kopie beschlagnahmt wurde, enthielt gelöschte Dateien und besuchte pornografische Webseiten – Beweise, die erst in einem verspäteten Gerichtsverfahren als verlässlich galten. Die Handyaufzeichnungen waren nur in begrenztem Umfang gesichert worden, ohne Personen, die nun erneut im Fokus der neuen Ermittlungen stehen.
Der Fall liegt derzeit bei Ermittlungsrichterin Daniela Garlaschelli, die die Voruntersuchung leitet : Von Sempio werden DNA-Proben entnommen, um sie mit dem Profil der „Unbekannten 3“ zu vergleichen. Außerdem werden Blut- und Fingerabdrücke sowie die am Tatort zurückgelassenen Schuhe untersucht.
Staatsanwalt Fabio Napoleone rief unterdessen alle zur Strenge auf und betonte, er werde klare Mitteilungen erst veröffentlichen, wenn die offiziellen Analysen abgeschlossen seien, um unbegründete Spekulationen in den Medien zu vermeiden.
Für viele ist das Urteil von 2015, das Alberto Stasi zu 16 Jahren Haft verurteilte, noch immer rechtskräftig. Doch heute werden diese Gewissheiten durch neue Beweise erschüttert. Kann man davon ausgehen, dass es nicht nur einen Komplizen, sondern sogar einen separaten, direkten Täter gab?
Der Fall Garlasco, der von Medienspekulationen und wissenschaftlichen Kontroversen geprägt ist , schwebt nun zwischen der Stärke der genetischen Beweise für „Unbekannt 3“ und der Notwendigkeit, ein Urteil zu verteidigen, das die öffentliche Meinung sofort „gespalten“ hat.
Und wieder einmal fragen sich viele: Wer hat Chiara Poggi wirklich getötet?
(Unioneonline/Fr.Me.)