Die erste echte Bewährungsprobe für die #MeToo-Bewegung endete mit einem geteilten Urteil: Am fünften Tag der Beratung befand eine Jury aus sieben Frauen und fünf Männern Harvey Weinstein in einem einzigen Fall krimineller sexueller Handlungen für schuldig.

Die Geschworenen sprachen den ehemaligen Produzenten später von einem ähnlichen Vorwurf frei, haben sich aber noch nicht auf ein Urteil zum einzigen Vergewaltigungsvorwurf, dem der ehemaligen Assistentin Jessica Mann, geeinigt. Dieser wird erneut verhandelt, wenn die Jury wieder zusammentritt: Richter Curtis Farber schickte die Jury nach Hause, nachdem es Hinweise auf eine besonders angespannte Atmosphäre im Geschworenensaal gegeben hatte.

Die heutige Teilbekanntmachung bildete den Höhepunkt eines ungewöhnlichen Gerichtsmorgens. Laut dem Bericht des Obmanns gegenüber Richter Farber und seinen Anwälten stritten sich die Geschworenen während der Beratungen heftig, schrien sich teilweise an und drohten mit Gewalt.

Weinstein selbst hatte vor Gericht den Mund aufgemacht und einen Fehlprozess gefordert: „Mein Leben steht auf dem Spiel, das ist nicht richtig“, hatte der 73-jährige ehemalige König von Hollywood gesagt, doch der Richter lehnte ab. Farber beendete den Tag daraufhin vorzeitig, um den Geschworenen die Möglichkeit zu geben, sich zu distanzieren, bevor er zum dritten Anklagepunkt, der angeblichen Vergewaltigung der Manns, schloss: „Fangen Sie von vorne an.“

Weinstein war bereits 2020 in Manhattan wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung verurteilt worden. Der Prozess wurde jedoch neu aufgenommen, nachdem das Berufungsgericht des Staates New York das ursprüngliche Urteil im vergangenen Jahr aus Verfahrensgründen aufgehoben hatte. Der Richter im ursprünglichen Verfahren hätte die Aussagen von Frauen, die Weinstein der sexuellen Nötigung beschuldigt hatten, die jedoch nicht zu einer formellen Anklage geführt hatten, nicht zulassen dürfen.

Im ersten Prozess wurde Weinstein zu 23 Jahren Haft verurteilt, nachdem sein jahrzehntelanges Verhalten gegenüber Models und aufstrebenden Schauspielerinnen in Hollywood kein Geheimnis war. Nach der Aufhebung des ersten Urteils blieb der ehemalige Miramax-Chef im Gefängnis, da er in Los Angeles ebenfalls zu 16 Jahren Haft verurteilt worden war. Gegen dieses Urteil legte er Berufung ein.

Diesmal hatten ihn drei Frauen angeklagt: neben Mann, mit der er zeitweise eine einvernehmliche Beziehung hatte, die ehemalige Project Runway-Assistentin Miriam Haley und das aufstrebende polnische Model Kaja Sokola. Die Geschworenen entschieden sowohl zugunsten von Haley als auch zugunsten von Sokola. Für jeden Anklagepunkt wegen sexueller Übergriffe steht eine Höchststrafe von 25 Jahren Gefängnis zu.

(Online-Gewerkschaft)

© Riproduzione riservata