Die Hauptfrage, die die in der Sixtinischen Kapelle versammelten Kardinäle bei der Bestimmung der Person des neuen Pontifex klären müssen, wird sein, wer das große Erbe von Papst Franziskus antreten kann. Die vielen offenen Baustellen, die der verstorbene Papst hinterlassen hat, die „angestoßenen Prozesse“, wie er sie nannte, sind ebenso viele Kapitel, auf denen eine Zukunft geschrieben werden muss und bei denen man, wenn möglich, nicht stehen bleiben und schon gar nicht zurückgehen darf. Insbesondere ist hier der Weg der „synodalen“ Kirche eingeschlagen, für deren Umsetzung der verstorbene Papst neben den beiden bereits abgehaltenen Synoden eine weitere Frist von drei Jahren vorgesehen hat. Für Oktober 2028 ist bereits eine große und abschließende „Kirchenversammlung“ geplant.

Ein Erbe, das also größtenteils bereits geschrieben ist und das der nächste und 266. Nachfolger Petri antreten muss. Die Tatsache, dass 108 der 135 wahlberechtigten Kardinäle, also 80 Prozent, von Franziskus ernannt wurden, ist keine Garantie für das Endergebnis: Es handelt sich um eine sehr gemischte Gruppe, von der sich viele nicht kennen und zu der auch erbitterte Gegner der Linie Bergoglios gehören. Ein Name für alle: der ehemalige Präfekt für die Glaubenslehre, Gerhard Ludwig Müller, im starken Gegensatz zur bergoglianischen Linie. Der Ausgang des Konklaves ist daher sehr ungewiss. Und neben den bisher von den Medien genannten Favoriten (dazu zählen die Italiener Pietro Parolin, Matteo Zuppi und Pierbattista Pizzaballa, Luis Antonio Tagle, Peter Erdo, Jose Tolentino, Fridolin Ambongo Besungu, Peter Turkson und Robert Sarah) ist es möglich, dass sich am Ende ein völlig überraschender Name durchsetzt.

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