Giulia Spettu – vom Krankenhausbett bis zum Set von Netflix
Die 29-jährige Frau stammt aus Quartucciu und arbeitet heute als Stuntfrau an römischen Filmsets.Per restare aggiornato entra nel nostro canale Whatsapp
Es gibt Menschen, die ihr ganzes Leben lang einem Traum nachjagen, und solche, die gezwungen sind, ihn zweimal zu verfolgen. Das zweite Mal jedoch mit der unerbittlichen Gewissheit dessen, der dem Tod bereits ins Auge geblickt hat.
Giulia Spettu ist 29 Jahre alt, stammt aus Quartucciu und arbeitet heute am Filmset in Rom als Stuntfrau – als Double, das zum Einsatz kommt, wenn die Gefahr real wird.
Doch ihre Geschichte beginnt nicht vor einer Kamera: Sie beginnt unter einem imaginären Zelt, zwischen Sägespänen und Lichtern, als sie noch ein schüchternes kleines Mädchen war, das davon träumte, eine „Zigeunerin“, eine Nomadin, frei zu sein.
„Der Zirkus war meine Belohnung von Mama und Papa, wenn ich brav war: vorne stehen und den Artisten zusehen. Letztendlich war der Zirkus schon immer meine Seele.“
Eine Seele, die dann ihre Gestalt verändert: vom Zirkus zum Musical, vom Theater zum Kino, durchläuft sie eine lange Reihe von Abweichungen, Stürzen und Neuanfängen.
Giulia entdeckte bald, dass die Bühne ein Gegenmittel gegen ihre Schüchternheit war. „Ich war ein sehr zurückhaltendes Kind. Das Theater hat mich gerettet: Dank ihm habe ich gelernt zu kommunizieren.“
Sie studierte auf Sardinien und wagte dann den großen Sprung nach Mailand zur Music Art Show. Es war ein sehr hartes Jahr: zwölf Stunden Lernen am Tag, Kommilitonen von renommierten Schulen, das ständige Gefühl, hinterherhinken zu müssen. „Ich kam aus Sardinien, wo es weniger Möglichkeiten gab. Es war prägend, aber auch hart. Meine Mutter begleitete mich zum Vorspiel. Als ich bestanden hatte, wurde mir klar, dass ich es vielleicht schaffen könnte.“
Aber nein. Zumindest nicht sofort. Zurück in ihrer Heimatstadt Quartucciu, überzeugt davon, von dort aus alles aufbauen zu können, holt sie die harte Realität ein. Um zu überleben – sowohl beruflich als auch privat – wird sie Personal Trainerin. Sie eröffnet ein Fitnessstudio, wird Fitness-Influencerin und arbeitet unermüdlich, um genug Geld für einen Neuanfang zu sparen. Der Traum bleibt bestehen und wartet.
Dann kam der denkbar schlimmste Rückschlag: eine Infektion, eine fulminante Endokarditis, zwei Monate Krankenhausaufenthalt. Sepsis. „Ich kam sterbend hierher. Heute bist du noch da, morgen vielleicht nicht mehr.“ Dort, in diesem Bett, traf Giulia eine endgültige Entscheidung: Wenn sie es überlebt hatte, würde sie es noch einmal versuchen. Ein letztes Mal.
Nicht Musicals, nicht Theater. Film. Sie begann ihr Schauspielstudium bei Maurizio Pulina , der zu einem wichtigen Mentor wurde. „Er war es, der mir die richtigen Impulse gab und mir klar machte, dass dies der richtige Weg sein könnte.“ Die ersten Vorsprechen folgten, darunter eine verpasste Chance – die Serie „Il Mostro“ –, doch jede verschlossene Tür schien sie ihrem wahren Ziel näherzubringen.
Dieser Ort hat einen wenig bekannten Namen: Stuntman. Das Stuntdouble.
„Ich entdeckte diesen Typen, der den Hauptdarsteller in den gefährlichsten Szenen ersetzt. Ich wusste sofort, das war perfekt für mich.“ Zweiter Aufenthalt in Rom, Bahnhof Termini, ein illegales Taxi und ein Gespräch, das alles verändern sollte. „Ich erzählte Emiliano Novelli von EA Stunt, was ich vorhatte. Er sah mich an und sagte: ‚Zieh nach Rom, dann sehen wir weiter.‘“
Giulia überlegt nicht lange, kehrt nach Quartucciu zurück, packt ihre Koffer und zieht in die Hauptstadt.
Und Rom antwortet dieses Mal. Heute arbeitet sie an großen Produktionen: Sie ist in Mel Gibsons neuem Film, in La dolce villa, in Che Dio ci aiuti 8 als Stuntdouble für Ambrosia Cardarelli, in Iris auf Sky als Stuntdouble für Maya, in Italianna (Netflix), ebenfalls als Stuntdouble für Lucy Hele, und schließlich in der neuen Staffel von Monster auf Netflix als Stuntdouble zu sehen.
Ihr Job ist riskant. Leichtsinn ist da fehl am Platz. „Ich mache gefährliche Dinge, ja. Aber man darf nicht leichtsinnig sein. Man muss sportlich sein, trainiert und vor allem ein absolutes Körpergefühl haben.“ Jeder Sturz ist kalkuliert, jedes Risiko analysiert. Vielleicht, weil Giulia das reale Risiko bereits selbst erlebt hat.
Doch selbst jetzt, wo der Traum Gestalt angenommen hat, lässt sie eine gewisse Nostalgie nicht los.
„Ich leide furchtbar unter sardischer Sehnsucht. Eines Tages werde ich zurückkehren, um hier zu leben, in meiner Heimat, in meinem Land.“ Es ist ein Versprechen. Genau wie das, das er im Krankenhaus gab, als er beschloss, seinen Traum wirklich zu verwirklichen.
