Auf den Fotografien von Salvatore Ligios aus dem Jahr 2002 offenbart die Teti-Gemeinschaft ihre zerbrechlichste und zugleich kraftvollste Seite den Kindern – Gestalten, die zwischen dem Erbe der Vergangenheit und dem Ungewissen der Zukunft schweben. Ihre Gesten, eingefangen in der Natürlichkeit des Spiels oder dem aufmerksamen Blick, werden zum Schlüssel einer umfassenderen Erzählung, in der das archäologische Erbe der Nuraghen eng mit dem Alltag verwoben ist.

Die Bilder werden vom 5. Dezember bis zum 26. Februar in der Stadtbibliothek ausgestellt.

Ligios beobachtet, ohne einzudringen, dokumentiert, ohne aufdringlich zu sein, und lässt so die Präsenz der kleinen Protagonisten mit den jahrtausendealten Formen der Bronzen und der Stille des Heiligtums von Abini verschmelzen.

Die Ausstellung „Abinis Schüler. Der Reichtum von Teti“ ist nicht einfach nur eine Hommage an ein Schulprojekt, das in Vergessenheit geraten ist; sie ist ein Akt kollektiver Anerkennung. Zweiundzwanzig Jahre später sind die porträtierten Kinder keine Kinder mehr, doch ihre erwachsenen Gesichter bergen noch immer das Versprechen, das in den Fotografien steckt: die Fähigkeit einer Gemeinschaft, einander zu sehen und zu erkennen. Jedes Bild trägt die Tiefe einer gemeinsamen Geschichte in sich, den Wert einer kulturellen Weitergabe, die nicht in Museen oder akademischen Abhandlungen stattfindet, sondern in den alltäglichen Gesten des Lebens.

Ligios verortet die Fotografie mit seiner gewohnten dokumentarischen Finesse in einem Zwischenraum: zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem. So verschmelzen die Silhouetten der Nuraghenbronzen, die neugierigen Augen der Kinder, das Teti-Museum und die antiken Steine von Abini zu einer einzigen Erzählung, einer zusammenhängenden Geschichte, in der Archäologie aufhört, eine vergangene Ära zu sein, und zu lebendiger Materie, zu einem Dialog, zu einer Beziehung wird.

Diese Ausstellung lädt die Besucher ein, ihr eigenes Identitätsverständnis zu hinterfragen: nicht als unveränderliches Erbe, sondern als lebendigen Prozess, der sich stetig erneuert durch den Blick derer, die wachsen, lernen und sich etwas vorstellen. Die Rückkehr zu den eigenen Wurzeln bedeutet daher nicht, sich auf die Vergangenheit zu beschränken, sondern die Gegenwart mit dem Bewusstsein dessen zu erhellen, was man gewesen ist.

In dieser Begegnung zwischen Kindheit und Antike, zwischen Geste und Erinnerung, zwischen Spiel und Mythos offenbart sich der wahre poetische Kern von Ligios' Werk: die Fähigkeit zu zeigen, dass Kultur niemals ein Relikt ist, das es zu bewahren gilt, sondern eine Lebensform, die uns transzendiert und umfasst und immer neue Möglichkeiten für die Zukunft hervorbringt.

(Unioneonline)

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