Sexualkundeunterricht wird auch an Mittelschulen möglich sein. Wie an Gymnasien müssen die Eltern eine Einverständniserklärung unterschreiben, nachdem sie über die behandelten Themen und die verwendeten Unterrichtsmaterialien informiert wurden.

Nach zahlreichen Sitzungen des Kultur- und Bildungsausschusses, der sich seit Langem mit dem Valditara-Gesetzentwurf zur informierten Einwilligung befasst und einen Text verabschiedet hat, der Sexualkundeunterricht in der Mittelstufe verbot, scheint dies die neue Position der Mehrheit zu sein. Die Korrektur erfolgt durch einen Änderungsantrag der Liga, der das Verbot für die Mittelstufe faktisch aufhebt, während es für Vorschule und Grundschule bestehen bleibt.

Wir sind nicht diejenigen, die die Diskussion über Zuneigung und Respekt im Unterricht verbieten wollen“, betonte Berichterstatter Rossano Sasso und bezog sich dabei auf die „andauernde Ausbeutung“. Er bezog sich auf die Kritik der Opposition, die den Gesetzentwurf während einer Konferenz, die sich speziell mit der sexuellen und emotionalen Bildung in Grundschulen, also auch in weiterführenden Schulen, befasste, als „inakzeptabel“ bezeichnet hatte.

Für die AVS-Abgeordnete Elisabetta Piccolotti ist der Gesetzentwurf „eine obskurantistische und rein ideologische Maßnahme“. Die M5S-Abgeordnete Stefania Ascari hingegen meint, der Entwurf sei zwar „für Studierende verfasst“, gehe aber nicht auf deren Bedürfnisse ein. Die Fraktionsvorsitzende der Demokratischen Partei im Kulturausschuss, Irene Manzi, nennt „zahlreiche Kritikpunkte“. Seit der Einbringung des Gesetzentwurfs ins Parlament sind zahlreiche Gegeninitiativen angestoßen worden.

Pro Vita & Famiglia hat der Abgeordnetenkammer eine Petition mit 50.000 Unterschriften übergeben, die eine dringende Verabschiedung des Gesetzes und größtmögliche Einigkeit mit der Mitte-Rechts-Partei bei diesem liberalen und demokratischen Gesetz fordert. Die Stiftung Una Nessuna Centomila hingegen hält es für notwendig, eine systematische und umfassende Sexual- und emotionale Bildung an Schulen einzuführen, die den internationalen Standards der UNESCO und der WHO entspricht.

Um eine bestehende Bildungs- und Kulturlücke zu schließen, hat die Stiftung die erste Studie zu diesem Thema gefördert: „Aufklärung über Affektivität“. Die Ergebnisse sind auch praktischer Natur: Ab Januar bietet die Universität Mailand-Bicocca einen Hochschulkurs zur Aufklärung über Affektivität und Sexualität für Lehrkräfte, Schulleiter und Pädagogen aller Schulstufen an. Die Stiftung betont, dass es sich dabei nicht nur um eine wissenschaftliche Studie, sondern auch um ein „politisches und kulturelles Zeichen“ handelt. Ein solches Zeichen ist beispielsweise die Verabschiedung eines Gesetzes: Laut der Stiftung wurden seit 1975 über 34 Gesetzesentwürfe von verschiedenen politischen Parteien eingebracht. Keiner davon wurde jemals verabschiedet.

(Unioneonline)

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