Nach dem Debüt von „Frankenstein“, der jetzt auf Netflix verfügbar ist, feiert Guillermo Del Toro sein Comeback und scheint von neuer künstlerischer Energie erfüllt zu sein. Der mexikanische Regisseur, Schöpfer von Meisterwerken wie „Pans Labyrinth“ und „Shape of Water“, hat sich seit seinem Debüt dank seiner Vorliebe für düstere Fantasy und Comic-Ästhetik einen Namen gemacht, wie seine Beiträge zum Comic-Film-Genre mit „Blade II“ und den ersten beiden Verfilmungen von „Hellboy“ eindrucksvoll beweisen.

Nach seiner berührenden Neuinterpretation von „Pinocchio“ ist es Del Toro endlich gelungen, Energie und Ressourcen in ein Projekt zu investieren, von dem er seit seiner Jugend geträumt hat: eine persönliche Neuinterpretation von Mary Shelleys „Frankenstein“, stark inspiriert von seinen eigenen Erfahrungen und mit Fokus auf die Hassliebe zwischen Andersartigen.

Bezüglich der Schwierigkeiten menschlicher Beziehungen – und in diesem speziellen Fall der Beziehung zwischen der Kreatur und ihrem Schöpfer – erklärte der Regisseur auf Pressekonferenzen, er habe intensiv daran gearbeitet, den beiden Protagonisten genügend Raum und Tiefe zu geben: „Das war in vielerlei Hinsicht der anspruchsvollste und wichtigste Teil unserer Version. Es gibt einen enormen Spannungsaufbau, der anders als zuvor gestaltet ist. Der Ton ist sehr vehement. Am Anfang sagt Victor: ‚Das ist meine Geschichte, und ich habe Recht.‘ Und dann kommt eine andere Stimme hinzu, die sagt: ‚Nein, nein, es gibt noch eine andere Seite dieser Geschichte.‘ Das ist sehr bewegend. Und sehr notwendig. So wurde es in keiner anderen Adaption des Romans umgesetzt. Und ich denke, es ist gerade jetzt besonders wichtig: Es hilft uns zu verstehen, dass es neben unserer Wahrheit noch eine andere Wahrheit gibt, die wir nicht hören.“

Das Thema von Wut und Rebellion, das bereits in früheren Werken behandelt wurde, steht auch in diesem neuesten Werk wieder im Mittelpunkt: „Für mich ist Ungehorsam wichtig. Das ist dasselbe, was meinen Pinocchio auszeichnet. Rebellion ist ein Akt des Denkens, eine Entscheidung. Sie macht einen menschlich.“

Mit seinem ausgeprägten Sinn für Ästhetik – stets eines seiner Markenzeichen – entschied sich del Toro für einen möglichst handwerklichen Ansatz. Von den Kulissen bis zu den Kostümen wurde alles handgefertigt, wobei nicht nur der praktische, sondern auch der konzeptionelle Aspekt betont wurde. Der manuelle Prozess lässt die menschliche und unvollkommene Seite des kreativen Schaffensprozesses durchscheinen: „In diesem Film ist alles in vollem Umfang, von Hand, von Menschen für andere Menschen gefertigt.“

Vor diesem Hintergrund leistete das Produktionsteam akribische Arbeit in Fertigung und Forschung: 119 Sets, 3.178 Arbeitstage für den Bau des Raumschiffs „Horisont“, sechs Monate Modellbau und über 1.200 Arbeitstage allein für die Außenfassade des Turms. Selbst die Explosion des Labors wurde mit praktischen Effekten realisiert, ohne jegliche Computergrafik. Ein Ergebnis, das Del Toro selbst als „opernhaft“ bezeichnete.

Eine zentrale Rolle in diesem Prozess spielt die Kreatur, verkörpert von Jacob Elordi. Ihre radikale physische Transformation erforderte 42 Silikonprothesen, allein 14 davon an Kopf und Hals, die täglich in über zehnstündigen Maskenbildnersitzungen angebracht wurden. Dieser akribische Prozess wurde von Mike Hill, dem Maskenbildner des Films, erläutert, der die verborgene Bedeutung hinter dem Make-up-Effekt hervorhob: „Wir bringen das Innere des menschlichen Körpers nach außen, denn die Venen und das Gewebe sind der sichtbarste und verletzlichste Teil des Wesens.“

Und gerade in dieser Unvollkommenheit offenbart sich der Körper der Kreatur, ein sichtbarer Ausdruck der Fehler und Misserfolge, aus denen sie zum Leben erwachte: „Es ist keine klassische wiederbelebte Leiche, sondern das Ergebnis eines Menschen, der nach Perfektion strebte und dabei unweigerlich scheiterte.“ Die Arbeit an den Figuren verkörpert das von Del Toro geprägte Konzept des „taktilen“ Kinos, der eine rein ästhetisierte Sicht der Mise-en-scène ablehnt, um sie auf eine konkretere und sinnlichere Ebene zu heben: „Es geht nicht um Ästhetik, sondern um Substanz: Es ist nicht Augenschmaus, es sind Proteine, es ist Nahrung.“

Ebenso interessant ist das kreisförmige Motiv, das sich durch das gesamte Set zieht und dessen narrative Bedeutung verstärkt. Der Regisseur erklärte: „Der Film ist ein Kreis, denn er beginnt als heilige Geschichte und endet als menschlicher Wahnsinn. Man glaubt, Jesus zuzuhören, merkt aber, dass man Charles Manson zuhört.“ Abschließend äußerte sich Komponist Alexandre Desplat zur spezifischen Funktion der Musik, die wie ein beständiger Hintergrund die verschiedenen Phasen der Geschichte untermalt: „Wir wollten, dass die Seele der Kreatur die Zartheit einer Violine besitzt. Sie ist ein gigantischer Körper, aber ihre Stimme ist die eines reinen, fast zerbrochenen Instruments.“

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