Der Eurovision Song Contest 2025 erreicht sein großes Finale: 26 Länder konkurrieren in der St. Jakobshalle in Basel in der Deutschschweiz um das begehrte Kristallmikrofon. Im Halbfinale des 1956 ins Leben gerufenen Wettbewerbs wurden zwanzig Künstler ausgewählt, zu denen die sogenannten „Big Five“ (Italien, Frankreich, Deutschland, Vereinigtes Königreich und Spanien) und die Schweiz – das Gastgeberland nach Nemos Sieg im Jahr 2024 – hinzukommen, die die Moderation Hazel Brugger, Sandra Studer und heute Abend „unserer“ Tessinerin Michelle Hunziker anvertraut hat.

Die nationale Michelle ist das Tüpfelchen auf dem i eines Eurovision Song Contests, der mehr denn je ein dreifarbiges Herz hat: Der aus der Maremma stammende Lucio Corsi – Zweiter in Sanremo, aber nach Ollys Rückzug wieder dabei – hat Basel bereits verzaubert, als er in seiner Jacke mit Schmetterlingsflügeln vor einem unverzichtbaren Set auftrat: zwei Superverstärker, „inspiriert von einer Neil Young-Tour“. Mit dabei der unzertrennliche Tommaso Ottomano, Klavier, E-Gitarre und überraschenderweise eine Mundharmonika: ein Trick, um ein Instrument live und regelkonform auf der voraufgezeichneten Basis zu spielen.

Auch Gabry Ponte, ein DJ und Produzent aus Turin, der mit „Tutta l’Italia“ für San Marino antrat, sicherte sich einen Platz im Finale. Italienisches Herz auch für den Esten Tommy Cash, der mit „Espresso Macchiato“ Klischees seziert, die (nicht jeden) zum Schmunzeln bringen. Auch hier das albanische Duo Shkodra Elektronike: Beatrice Gjergji und Kolë Lacail (Keyboarder der venezianischen Band Teatro degli Orrori) wurden in Scutari geboren, leben aber seit Jahrzehnten in Italien. Schließlich hat Miriana Conte, die Malta vertreten wird, einen neapolitanischen Vater.

Ein toller Stil- und Genre-Mix, ganz nach dem Eurovision-Handbuch, dominiert die Szene der meistgesehenen Musikshow der Welt: Großbritannien setzt auf die Energie von Remember Monday, Louane für Frankreich auf eine Pop-Ballade. In Deutschland tritt das Elektronik-Duo Abor & Tynna an, in Spanien mischt man Flamenco und Urban mit Melody. Zoë Më vertritt die Schweiz mit einem Hauch von Elektropop, Island verlässt sich auf die VÆB-Brüder, Polen auf die Veteranin Justyna Steczkowska, Portugal auf die „Saudade“ von Napa. Litauen bietet mit Katarsis einen Post-Punk-Song, Armenien den Funk von Parg, Dänemark den Psychedelic-Pop von Sissal und Luxemburg kehrt mit Laura Thorn zum Wettbewerb zurück. Finnland singt auf Deutsch mit Erika Vikman, Lettland überzeugt mit Tautumeitas, die Niederlande mit einer Ballade von Claude, Griechenland mit Klavdia und Norwegen mit dem blutjungen Kyle Alessandro. Und während Kriege und Geopolitik in diesem Jahr durch das Verbot des Fahnenschwenkens noch weiter eingeschränkt werden, tritt Ziferblat für die Ukraine an und Yuval Raphael, ein Überlebender des Massakers vom 7. Oktober, tritt für Israel an.

Der Gewinner wird von den Jurys der einzelnen Länder ermittelt, die eine Punktzahl von bis zu 12 Punkten vergeben, zu der die Stimmen aller 37 teilnehmenden Länder (Sie können nicht für Ihren eigenen Künstler stimmen) sowie die des „Rests der Welt“ addiert werden. Die Live-Übertragung wird auf Rai 1, Rai Radio 2 und Rai Play mit Kommentaren auf Italienisch von Gabriele Corsi und Big Mama ausgestrahlt.

Italien liegt laut Buchmachern auf Platz elf und hat sich damit im Vergleich zu den Vortagen verbessert, doch ganz oben auf der Favoritenliste steht Schweden (mit sieben Siegen) mit dem Comedy-Musical-Trio KAJ und seinem „Bara Bada Bastu“ , einer surrealen Hommage an die Sauna, die Publikum und Kritiker begeistert hat. Es folgt Österreich mit JJ und dem intensiven „Wasted Love“, dann die Niederlande und Frankreich. Doch ungeachtet aller Vorhersagen bleibt der Eurovision Song Contest ein einzigartiges Spektakel und ein unvorhersehbarer Wettbewerb.

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