Der alte Schädel, der lange Zeit Kleopatras jüngerer Schwester Arsinoe IV. zugeschrieben wurde, gehörte tatsächlich einem Jugendlichen italienischer Herkunft – dessen Vorfahren aus Mittelitalien oder, so die Hypothese, aus Sardinien stammten –, der Gesichtsdeformitäten aufwies: Dies zeigen neue wissenschaftliche Analysen von Forschern der Universität Wien und veröffentlicht in der Zeitschrift Scientific Reports.

Die Studie untersuchte den antiken Schädel, der 1929 von einem österreichischen Archäologen in Türkiye in den Ruinen des achteckigen Mausoleums im Zentrum der antiken Stadt Ephesus entdeckt wurde. Der Fund wurde sofort einer jungen Frau zugeschrieben und weitere Untersuchungen in den 1990er Jahren führten Archäologen zu der Hypothese, dass es Arsinoe IV. war, die jüngste und rebellischste Schwester von Kleopatra, die in Ephesus getötet wurde.

Um diese Theorie zu testen, führte das Team des Anthropologen Gerhard Weber von der Universität Wien neue morphologische, genetische und Datierungsanalysen des Schädels sowie einiger Knochenproben durch, die aus einem Oberschenkelknochen und einer Rippe aus demselben Grab entnommen wurden. Die Datierung bestätigt, dass die Skelettreste aus der Zeit zwischen 205 und 36 v. Chr. stammen, was mit dem auf etwa 41 v. Chr. geschätzten Todesdatum von Arsinoe übereinstimmt. Dass es sich um sie handelt, ist allerdings völlig ausgeschlossen, denn genetische und morphologische Analysen deuten darauf hin, dass der Schädel einem männlichen Individuum gehörte.

Den Forschern zufolge gehörte es einem Jungen im Alter zwischen 11 und 14 Jahren, der unter schweren Entwicklungsstörungen litt. Tatsächlich weist der Schädel offensichtliche Defekte und Funktionsprobleme auf, die wahrscheinlich mit Erkrankungen wie Rachitis oder dem Treacher-Collins-Syndrom (einer seltenen genetischen Erkrankung, die durch kraniofaziale Deformationen gekennzeichnet ist) zusammenhängen. Genetische Analysen legen nahe, dass der Junge Vorfahren aus Mittelitalien oder Sardinien hatte.

Wer dieser junge Mann wirklich war und warum er an einem so besonderen Ort begraben wurde, bleibt jedoch ein Rätsel. Sicherlich wird sein Schädel keine genetischen Informationen liefern können, die für die Suche nach Kleopatras Grab nützlich wären.

(Uniononline)

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