Claudia Giua: „Nach X Factor verspürte ich den Drang zu rebellieren. Denn Musik ist eine Sprache der Seele.“
Das neue Album der Sängerin aus Cagliari erscheint am 9. September. Am Mittwoch, den 10. September, ist sie außerdem beim Lucido Festival zu Gast.Per restare aggiornato entra nel nostro canale Whatsapp
Claudia Giua – alias Claudia Ottavia – wurde 1988 in Cagliari geboren, wuchs mit Musik und Theater auf und ist die Tochter eines Künstlers. Sie veröffentlicht nun ihr drittes Album. Nach ihrer ersten Akustik-EP und dem Album „Innocenza“ mit provokanten Songs wie „Odio Sanremo“ und „Fossi Maschio“ erscheint heute am 9. September „Amore e Rivolte“, ein Album, das für Widerstand und Freiheit, aber auch für Selbstreflexion steht.
Süße und Wut
Wie also bringt man diese Seelen zusammen? „Ich wollte zwei gegensätzliche Seiten vereinen“, erzählt sie uns, „und dies durch intime Balladen, die im klassischen Singer-Songwriter-Stil verwurzelt sind, und polemischere, unverschämtere elektronische Tracks zum Ausdruck bringen. Die Idee war, Süße und Wut, Liebe und Widerspruch zu vereinen, ohne die Komplexität zu verbergen, ohne die Kontraste zu eliminieren, sondern all dies in kreative Kraft zu verwandeln.“ Ein Album, das aus einer sich entwickelnden Reise entstand: „Das erste war akustisch und intim, das zweite eher ironisch und polemisch. Bei diesem hier verspürte ich das Bedürfnis, alles zusammenzubringen – die Frucht eines Erkenntnisprozesses.“
„Meine Familie“
Ihr künstlerischer Stil ist hybrid, fernab von engen Räumen. „Ich bin im Theater aufgewachsen; meine Mutter ist Schauspielerin, mein Vater arbeitet in der Unterhaltungsbranche. Diese Dimension ist mein Zuhause und spiegelt sich auch in meiner Musik wider. Meine Live-Shows sind als Performances konzipiert, die Klang und Tanz verbinden. Ich möchte keine der Künste aufgeben, die ich liebe: Ihre Verbindung gibt mir mehr Kraft und spiegelt wider, wer ich bin.“
Die Reality-Show
Dann muss man ein Publikum erreichen, das heute leichte Musik bevorzugt. „Meine Erfahrung bei ‚X Factor‘ hat mich viel gelehrt. Ich hatte die Seele eines verträumten Kindes, aber ich erkannte sofort, wie groß die Nachfrage nach einem formelhaften und wiedererkennbaren Produkt war. Ich wollte nicht in eine vorgegebene Schublade passen. Daraus entstand meine ‚Revolte‘. Ich verstand, dass man sich auch mit weniger Zuhörern seinen eigenen Raum schaffen und dabei beständig bleiben kann. Sofortiger Erfolg ist keine Existenzgarantie: Er führt oft zu Zerbrechlichkeit und Depression.“
Die Kooperationen
Das Album verkörpert Wut und Desillusionierung einer Generation, aber auch Langsamkeit und Zerbrechlichkeit. Räume der Wahrheit, die zum Gegenmittel gegen den heutigen Wettbewerb werden. Das Projekt wurde durch zahlreiche Kooperationen bereichert: Arrogallas Dubmaster bei „Burocrazia“, Gianluca Pischeddas Streicher bei „Io mi prendo un cane“, Ilaria Porceddus Lyrik- und Klavierarbeit und Andrea Schirru, der „Fiori nel cemento“ Gestalt gab. Mit Ruido gab es auf dem Track „Trapperisti“ ein Feature, das aus einem Treffen in seiner Sendung „Sala Prove“ auf Videolina entstand. Schließlich Simone Frau, der die Produktion leitet, „ein wertvoller Reisebegleiter: Mit ihm kann ich meine Ideen immer umsetzen.“
Auf der Insel
Künstlerin auf Sardinien zu sein, ist nicht einfach. „Es ist schmerzhaft. Ich habe Bürgermeisterin Zedda und Stadtrat Chiappe angeschrieben und um mehr Unterstützung gebeten. Wir brauchen Räume zum Spielen, Ausschreibungen und kleine finanzielle Zuwendungen. Ich versuche, diese Schwierigkeiten durch aktives Handeln und Networking zu überwinden. Für die Albumpräsentation wollte ich andere Singer-Songwriterinnen einbeziehen, denn Zusammenarbeit ist der Schlüssel.“
Die Leistung
Nach der Veröffentlichung des Albums entsteht eine Performance, die Musik, Schauspiel und Tanz vereint – ein Gesamterlebnis. „Amore e Rivolte“ „wurde geboren, um auf der Bühne zu leben.“ Claudia Ottavias Arbeit ist das Ergebnis eines kreativen Prozesses, in dem sich Momente tagebuchartigen Schreibens mit Phasen intensiver Konzentration abwechseln. „Ich habe immer ein Notizbuch dabei, in dem ich meine Gedanken sofort festhalte. In den Wintermonaten widme ich mich Texten und musikalischen Skizzen. Manchmal kommt die Musik zuerst, manchmal fügt sich alles zusammen. Es gibt einen Ort, der mich inspiriert: ein kleiner Strand in der Nähe von Pula, ein fast karibisch anmutender Ort mit Vegetation und hellem Sand. Dort nehmen Ideen Gestalt an.“ Mit „Amore e Rivolte“ offenbart sich Claudias Seelensprache, die sich durch die Synthese der Künste und die Schönheit, sich selbst zu sein, auch gegen den Strom zu schwimmen, zu universalisieren sucht.
Claudia Giua wird am Mittwoch, 10. September, auch beim Lucido Festival zu Gast sein.
Nicola Montisci